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Für Branchenwechsler gibt es Möglichkeiten zuhauf. Quereinsteiger sollten sich aber keine falschen Hoffnungen machen.

Für Quereinsteiger waren die Zeiten selten einfacher

Gerade einmal vier von zehn Fachkräften arbeiten dauerhaft in dem Bereich, auf den sie sich eigentlich durch Ausbildung und/oder Studium spezialisiert haben, dies ergab im letzten Jahr eine Studie der Online-Plattform Stepstone. Dauerhafte Branchenwechsel und Quereinstiege sind also eigentlich fast eine Normalität, selbst wenn sie viele als Rarität wahrnehmen.

Insbesondere in Engpassberufen, also Branchen mit akutem Fachkräftemangel (vor allem trotz Corona-Krise), wie zu Beispiel Lehrer, Erzieher oder Pflegekräfte, sind die Einstiegs- und vor allem die Entwicklungschancen für Branchenfremde so gut wie schon lange nicht mehr oder wie sogar noch nie.

Allein das Land Niedersachsen hat demnach nach Auskunft der Landesschulbehörde im Jahr 2020 über 1.600 Quereinsteiger an seinen allgemeinbildenden Schulen angestellt. Und auch als Quereinsteiger gilt wie auf dem regulären Arbeitsmarkt: Die meisten Auswahlmöglichkeiten an offenen Stellen und die höchste Anzahl an Jobangeboten hat man in den gefragten Berufsfeldern der Fahrzeugtechnik, Metallverarbeitung oder in den Pflegewissenschaften. Hier kann der normale fachliche Nachwuchs auf absehbare Zeit nicht die Nachfrage nach Fachkräften decken.

Für Quereinsteiger im Bildungsbereich gilt in der Regel jedoch, dass der vorhandene Studienabschluss mindestens ein Unterrichtsfach abdecken muss und der Branchenfremde eine 18 Monate dauernde Qualifizierungsmaßnahme berufsbegleitende absolvieren muss. Anschließend winken dann aber die unbefristete Anstellung, Tarifvertrag und manchmal sogar ein Beamtenverhältnis auf Probe. Zusätzlich werden vor allem im Pflegebereich sowie in Kitas zahlreiche neue Fachkräfte gesucht, hier ist ein Quereinstieg ebenso wie beim Lehrerberuf für viele Fachfremde sofort machbar. Voraussetzung sollte dann natürlich ein maßgebliches Interesse an diesen Tätigkeiten sein. Der Wunsch nach sozialer Sicherheit und beruflicher Veränderung reicht bei diesen anspruchsvollen Berufen nicht ansatzweise aus.

Grundsätzlich helfen Karriereberater Wechselwillige weiter oder bieten sogar eine Form von Coaching für Diejenigen an, die nach einer Veränderung streben. Denn wem es nicht nur um „mehr Geld“ geht, dem stehen derzeit viele Türen offen. Aber Quereinsteiger verdienen am Ende selten mehr als vorher, man sollte also auf jeden Fall auf seine innere Stimme hören, was einen antreibt oder umtreibt!

Ein Karriereberater kann hier vor allem dabei helfen, vielleicht in seinem bisherigen Unternehmen die gewünschte Veränderung zu finden. Viele Firmen bieten auch interne Wechsel an, um Fachkräfte zu halten. Dabei wechselt ein Mitarbeiter lediglich den Bereich innerhalb des Unternehmens oder übernimmt weitere bzw. neue Aufgaben. Der Vorteil für den Berufstätigen ist groß: Abwechslungsreiche Aufgaben mit der Möglichkeit neuer Perspektiven oder Fähigkeiten zum Aneignen, ohne bei einem anderen Unternehmen von vorn (inklusive Probezeit) anfangen zu müssen.

Aber wer am Ende tatsächlich die Branche wechseln will, kann durch Erfolg glänzen. Gerade in Bereichen, in denen die Persönlichkeit und weniger die konkrete Qualifikation über den beruflichen Erfolg entscheiden, können sich Quereinsteiger schnell verwirklichen. So setzen zum Beispiel Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft oder Finanzberatung gezielt auf Branchenfremde und orientieren ihre Stellenangebote gleich direkt an dieses Klientel. Die Qualifizierung erfolgt dann normalerweise während der Tätigkeit und setzt lediglich kaufmännische Berufungserfahrung voraus, aber keine konkrete Berufserfahrung.

Und selbst wer dem Verzweiflung nahe ist, weil er nie so richtig Fuß fassen kann, oder als bisher körperlich arbeitender Handwerker der Erschöpfung nahe ist, kann durch einen Quereinstieg eine ihm liegende Aufgabe finden und am Ende beruflich glücklich werden. Aber auch dieser Personenkreis muss sich mit den realistischen Möglichkeiten beschäftigen und sollte sich ausführlich mit seinen Optionen auseinandersetzen oder direkt eine Karriereberatung in Anspruch nehmen. Wer vorschnell seinen Beruf aufgibt, kann am Ende nach wenigen Monaten wieder am gleichen Punkt ankommen. Denn den perfekten Job gibt es auch für Quereinsteiger nicht. Hoher Verdienst, kurzer Arbeitsweg oder tolle Kollegen samt erfüllender Aufgabe sind oftmals nicht gleichzeitig zu bekommen. Aber wem seine Prioritäten hierbei klar sind, für den ist der Branchenwechsel dann nur ein sinnvoller Schritt beim Wunsch nach beruflicher Veränderung.